Goldnetz-Methode – Erfahrung & Expertenwissen
Endometriumablation, auch bekannt als Goldnetz-Methode – der Erfahrungsbericht von Helene Anschütz trifft auf das Expertenwissen von Prof. Dr. med. Mandy Mangler, feministische Gynäkologin, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin und Autorin des Buches ‚Das große Gyn Buch – Selbstbewusst über den eigenen Körper entscheiden‘.
Helene ist Herz, Stimme und Kopf des Podcasts ‚Chronisch gut – der Podcast über chronische Erkrankungen‘.
Auf Instagram teilt sie ihren Alltag mit chronischen Erkrankungen – sie selbst ist an Morbus Bechterew, Migräne, Akne Inversa, Neurodermitits und Uveitis erkrankt. Helene wird nicht müde über Gesundheitskompetenz, Selbstermächtigung und Patient:innenperspektive aufzuklären und zu sprechen.

Aufgrund welcher Diagnose, aufgrund welcher Symptome wurde bei dir eine Endometriumablation durchgeführt?
Helene: Ich habe seit der Geburt meiner zweiten Tochter vor 12 Jahre sehr starke Regelblutungen und häufige Zystenbildung an Eierstöcken und Uterus. Ein Rekord von 18 Superplus Tampons gibt darüber vielleicht gut Auskunft.
Starke Schmerzen hatte ich nie, dafür extreme Erschöpfung, Eisenmangel und Schmierblutungen und Ausfluss über die meiste Zeit des Zyklus.
Welche Therapieversuche fanden vor diesem Eingriff statt? Über welchen Zeitraum?
Helene: Jahrelang wurde ich mit Therapien aus der Natur wie z.B. Mönchspfeffer oder Eisenblut behandelt. Mönchspfeffer löste die bereits gut therapierte Migräne wieder aus. War also keine Option. Dann folgten Mini oder Gestagenpille, beides führte zu Stimmungsschwankungen und starke Kopfschmerzen. Dann setzte die Gynäkologin mir im Frühjahr 2023 eine Hormonspirale ein. Diese hab ich kaum ertragen. Alle PMS Beschwerden, die ich vorher nie hatte tauchten auf. Also wurde diese nach nur drei Monaten wieder entfernt. Einmal 400€ in die Tonne!
Führte das Scheitern vorheriger Therapieversuche zu deinem Entschluss eine Endometriumablation durchführen zu lassen?
Helene: Ja tatsächlich kam meine Gynäkologin vor knapp einem Jahr mit dieser Idee auf mich zu, da sie ebenso verzweifelt war wie ich. Wegen diverser anderer Themen durch meine diversen anderen chronischen Erkrankungen, musste ich den Eingriff mehrfach verschieben. Nun war es dann endlich soweit und ich konnte es kaum abwarten.
Wie verlief der Eingriff? Musste er an einem bestimmten Zyklustag stattfinden?
Helene: Der Eingriff zu jeder Zeit des Zyklus stattfinden. Ich war da vorher auch etwas verwundert aber die Planung wird völlig unabhängig von Zyklusdaten gemacht. Zwei Tage vor dem Eingriff gibt es ein ausführliches Anamnesegespräch mit den Anästhesist*innen.
Man kommt früh morgens nüchtern, da der Eingriff mit Vollnarkose gemacht wird. Die Vorbereitung ist recht unaufwendig:
Zugang in die Vene, OP-Kittel, Haube und eine warme Decke. Dann gehts nach einer kurzen Anamnese mit der Fachärztin gleich los. Mit Sauerstoff und Propophol ging’s ab ins Traumland. Die Gynäkologin führt mit einem einem Hyteroskop (medizinisches Instrument zur Spiegelung der Gebärmutter) ein goldenes Netz in die Gebärmutter ein, dieses legt sich an die drei Wände der Gebärmutter und verödet dort durch Hitze die Gebärmutterschleimhaut. Der Eingriff dauert 4 Minuten. Danach wurde ich auf einem Liegestuhl in den „Aufwachraum“ geschoben und dort noch ca 1,5 Stunden bei Tee und Keksen überwacht.
Wie ging es dir in den Tagen nach der Ablation?
Helene: Am Abend des Eingriffs hatte ich nochmal Blutungen. Dies sind die letzten Überbleibsel meiner Stark-Bluterinnen-Zeit und kleine Nachwehen des Eingriffs. Mit IBU 600 ging es mir aber erstaunlich gut. Am nächsten Tag hatte ich leichten Ausfluss aber kaum noch Schmerzen. So, dass ich nicht mal etwas einnehmen musste. Seitdem habe ich keinerlei Schmerzen mehr erlebt. Wichtig zu erwähnen, dass ich mir insgesamt drei Tage Auszeit mit viel liegen gegönnt habe. Ich wurde nämlich vorgewarnt, dass man die ersten zwei Tage nicht so gern sitzt. Wenn man das so einplanen kann, heilt alles gut und Anschluss-Beschwerden bleiben aus. Zwei Wochen später habe ich noch leichten Ausfluss aber noch keine weitere Blutungen oder Schmerzen. Ich bin gespannt wie sich der Zyklus nun gestalten wird und wie sich die Monatsblutung zeigen wird.
Hattest du Sorgen und/oder Bedenken bzg. des Eingriffs? Und wenn ja, hat sich etwas davon bewahrheitet?
Helene: Ehrlich gesagt NEIN! Als ich von der Methode hörte, war ich sofort überzeugt. Kleiner Aufwand, mit großer Wirkung. Hoffe ich zumindest.
Viele Followerinnen, die die Ablation haben machen lassen, habe mir geschrieben, wie glücklich und zufrieden sie danach sind und dass es wirklich ein #livechanging Eingriff sei. Bisher kann ich nur sagen, dass ich nichts bereue. Dass es nicht als sichere Verhütungsmethode gilt, finde ich doof aber man kann nicht alles haben!
Auf Erfahrung folgt Wissen von Prof. Dr. med. Mandy Mangler.

Für wen eignet sich die Endometriumablation als Therapieverfahren?
Prof. Dr. med. Mandy Mangler: Patientinnen mit starken Menstruationen (Hypermenorrhoe) und dem Wunsch nach Gebärmuttererhalt.
Für wen eignet sich das Verfahren nicht?
Prof. Dr. med. Mandy Mangler: Wenn zusätzlich noch weitere Erkrankungen bestehen. Das Verfahren verödet die Schleimhaut, führt also zu keiner hormonellen Veränderung, sondern nur die Blutung wird weniger oder ist idealerweise ganz gestoppt. Endometriose, zum Beispiel, bleibt und ist nicht geheilt.
Welche Risiken gibt es?
Prof. Dr. med. Mandy Mangler: Fast keine, es ist ein schonendes Verfahren. Viele können ihr Leben einteilen in vorher und nachher und sagen die Lebensqualität ist stark gestiegen. Risiken sind durch die OP z.B. Perforation der Gebärmutter, das ist sehr selten.
Können Endometriose und/oder Adenomyose Betroffene von diesem Verfahren profitieren?
Prof. Dr. med. Mandy Mangler: Ja, durch weniger Blutung bei Hypermenorrhoe (sehr starke Menstruation), aber ihre Krankheit ist ansonsten nicht ursächlich therapiert.
Wir danken Helene Anschütz und Prof. Dr. med. Mandy Mangler für Ihre Zeit, Mühe & Wissen.
Anm. d. Red. Noch nicht abgeschlossener Kinderwunsch ist eine Kontraindikation für die Goldnetz-Methode. Eine Endometriumablation ist keine sichere Verhütungmethode. Um abzuwägen, ob die Endometriumablation, die Goldnetz-Methode auch für dich ein geeignetes Therapieverfahren ist halte bitte Rücksprache mit deiner Gynäkologin, deinem Gynäkologen.
Portrait Helene Anschütz Credit: Greta Motzki
Portrait Mandy Mangler Credit: Sonja Riemann
