Ich würde so gerne auf die Pille verzichten!

Wie viele Frauen mit Endometriose, nimmt auch Charlott die Pille durch. Damit ist sie zwar „gut eingestellt“ und die Schmerzen erträglicher. Aber um welchen Preis? Denn die Hormone, die auf den Körper einwirken, verursachen Nebenwirkungen, die ebenfalls belastend sind – sowohl physisch als auch psychisch. Nicht zu vergessen, was die Krankheit sonst noch für Auswirkungen auf das Gefühl „Frausein“ haben kann.

Ich dachte, ich habe einen Blinddarmdurchbruch

Charlott fuhr in die Klinik, weil sie dachte, der Blinddarm bricht durch. Die Diagnose lautete stattdessen Endometriose. Das ist jetzt zwölf Jahre her. Doch noch heute gibt es Tage, an denen die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der Endometriose eine Herausforderung sind – besonders, wenn es um das Gefühl der Weiblichkeit geht. Danke, Lotte, dass du deine Geschichte mit uns teilst und damit vielen anderen Frauen Mut machst.

Leidest du unter Endometriose oder Adenomyose?

Charlott: Ja, Endometriose

Was führte zu deiner Diagnose und in welchem Alter hast du sie bekommen? 

Charlott: Mit 22. Aufgrund von immer stärkeren Periodenschmerzen wurde wegen Verdacht auf Endometriose eine Spiegelung gemacht und die Diagnose gestellt. 

Wie viel Zeit ist zwischen deinen ersten Symptomen und deiner Diagnose vergangen? Gab es Fehldiagnose auf diesem Weg?

Charlott: Ich würde sagen, es waren ungefähr 2-3 Jahre, in denen die Periodenschmerzen immer stärker wurden, bis ich mit so starken Schmerzen ins Krankenhaus gefahren bin, weil ich dachte, ich hab einen Blinddarmdurchbruch. Der Frauenarzt in dem Krankenhaus stellte dann den Verdacht der Endometriose, da ich noch in der Notaufnahme meine Periode bekommen habe. Er riet mir zu einer Bauchspiegelung, um diesem Verdacht nachzugehen.

Welche Symptome belasten dich am meisten?

Charlott: Die unfassbar starken Schmerzen vor und während meiner Periode. Ich nehme seit der Diagnose die Pille durchgängig und bin so laut den Ärzten super eingestellt. Aber ich würde so gern auf die Pille verzichten!!! Ich weiß aber nicht wie.

Mit welchen Therapieverfahren hast du besonders positive und besonders negative Erfahrungen gemacht?

Charlott: Mit dem Medikament, welches für die Endometriose verschrieben wird, habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Ich bekam Kopfschmerzen, Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen. Deshalb habe ich dann die Pille gewechselt. Jetzt nehme ich die Asumate 30 durch, um die Periode auszulassen, damit sich nicht mehr Herde bilden. Damit fahre ich im Grunde gut, würde aber am liebsten auch die Pille nicht mehr nehmen müssen. Meine Haut leidet darunter und auch meinem Körper würde ich die Hormonbelastung sehr gern ersparen.

Viele Endometriose-Patientinnen nehmen die Pille durch, um so die Bildung neuer Herde zu unterdrücken.

Wie würdest du Endometriose in einem Bild beschreiben? Was
symbolisiert Endometriose für dich?

Charlott: Für mich bedeutet Endometriose, mich mehr mit mir beschäftigen zu müssen, ich fühle mich in meiner Weiblichkeit angriffen! Als ob im eigenen Körper etwas nicht richtig ist, anders als bei allen anderen.

Was wünscht du dir von der Medizin im Bezug auf die Endometriose?

Charlott: FORSCHUNG! Woher kommt sie und wer bekommt sie warum? Ich würde mir wünschen, dass es die Ärzte mehr interessiert, wie es einem mit der Krankheit geht, auch ohne aktuellen Kinderwunsch.

In dem Moment, in dem ich sage, dass ich keinen Partner habe und somit ja auch nicht sagen kann, dass ich einen aktuellen Kinderwunsch habe (auch wenn ich mir grundsätzlich Kinder wünsche!), ist für die Ärzte nur interessant, ob ich schmerzfrei bin. Und ob das gut klappt mit der Pille und dem unterdrückten Zyklus. Aber dass ich gerne eine Lösung hätte außerhalb der Pille, ist nicht wichtig, denn ich kann ja froh sein, dass es so gut funktioniert und alles ruhiggestellt ist.

Welche Worte hast du bisher runtergeschluckt, anstatt sie laut auszusprechen? Und wem möchtest du sie sagen?

Charlott: Meinem Ex-Freund, mit dem ich zusammen war als die Diagnose gestellt wurde. Ich möchte ihm sagen, dass ich mich nicht mehr als „normal funktionierende“ Frau fühle und dass ich Zeit brauche, um das zu verarbeiten. Und dass er aufhören soll mich zu drängen „über die Diagnose hinwegzukommen“, da es jetzt mal gut wäre. Das ist 12 Jahre her und ich kann nicht vergessen, wie unwichtig meine Gefühle waren im Bezug auf Diagnose und die Unsicherheit.

Wie beeinflusst die Krankheit dein Privatleben bzw. dein Berufsleben?

Charlott: Als ich noch nicht die Diagnose hatte, war ich quasi ein Mal im Monat arbeitsunfähig, weil ich mit so starken Schmerzen nicht aufstehen konnte. Das kommt natürlich bei keinem Arbeitgeber gut an.

Privat beeinflusst mich das insofern, dass ich, wenn ich jemanden kennenlerne und es mehr als nur eine Affäre ist, irgendwann das Gefühl habe mich „outen“ zu müssen: Dass ich Endometriose habe, die Pille durchnehme und evtl. keine bzw. nur sehr schwer Kinder bekommen kann. Das ist mir unangenehm, da dann wieder die Gefühle ins Spiel kommen, keine „ganze Frau“ zu sein.

Hast du einen bestimmten Gegenstand, ohne den du nie aus dem Haus gehen würdest?

Charlott: In meinem Fall war das immer die Wärmflasche und Ibuprofen 600-800mg. Ohne hätte ich keine Periode überstanden.

Liebe Lotte, danke für deine ehrlichen Worte und deine Geschichte!

Kommt dir das bekannt vor, hast du selber etwas ähnliches oder gar ganz andere Erfahrungen gemacht? Kontaktier uns gerne unter hallo@one-in-ten.de, wir freuen uns auf dich!

Wenn du noch mehr über Endometriose und Adenomyose erfahren willst, folge uns auf Social Media!

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