Hormontherapie bei Endometriose und Adenomoyse

Die Hormontherapie mit dem additiven und ablativen Therapieansatz ist neben der operativen Therapie der wesentliche Behandlungsansatz der konventionellen Schulmedizin für Endometriose. Wir freuen uns sehr, dass die Münchner Gynäkologin Dr. med. Frauke Kleinsorge unsere Fragen rund um das Thema hormonelle Therapie bei Endometriose & Adenomyose beantwortet hat.

Frau Dr. med. Frauke Kleinsorge, Gynäkologie & Hormone Bogenhausen.

Welche Möglichkeiten der hormonellen Therapie gibt es bei der Endometriose?

Die Endometriose ist eine hormonabhängige Erkrankung. In der ersten Zyklushälfte dominiert das Hormon Östrogen, unter welchem die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Dieses wirkt auch auf eventuell bestehende Endometrioseherde und regt sie zum Wachstum an. Ziel einer hormonellen Therapie ist es, die Östrogenproduktion zu hemmen bzw. den Aufbau der Schleimhaut durch den Gegenspieler des Östrogens- das Gelbkörperhormon (Gestagen) – zu regulieren. Deshalb gibt es momentan drei Möglichkeiten einer hormonellen Endometriosetherapie:

  • eine Kombinationstherapie mit einem synthetischem Östrogen (Ethynylestradiol) und einem Gestagen wie z.B. in der Pille (Anm. d. Red. Additive Hormontherapie)
  • eine Monotherapie mit einem synthetischem Gelbkörperhormon (Gestagen)
  • eine Therapie mit einem GnRH-Analoga (einem Analoga des Hypothalamus-Hormon GnRH) – dadurch wird die Östrogenproduktion im Eierstock vollständig eingestellt.

Für wen ist wann, welche Therapie geeignet?

Das wird je nach Lebenssituation, Verträglichkeit und Applikationsform ganz individuell entschieden. Für junge Frauen mit Verhütungsbedarf ist wahrscheinlich die kombinierte Pille am besten. Für Frauen mit Unverträglichkeit oder Thromboseneigung kann das reine Gelbkörperhormonpräparat die Lösung sein. Wer nicht so gerne an eine Pilleneinnahme denken möchte, kann auf Pflaster, Ring oder Spirale umsteigen. Wichtig ist, dass die Schmerzen besser werden und sich die Patientin mit der Behandlung wohlfühlt. Es gibt sehr viele Möglichkeiten und mehrere unterschiedliche Gelbkörperhormone (in Kombination mit oder ohne Ethinylestradiol). Manchmal muss man ein bisschen probieren, bevor man die beste Lösung gefunden hat.

GnRH Analoga (Anm. d. Red. Ablative Hormontherapie) werden mittlerweile sehr selten eingesetzt. Aufgrund der kompletten Unterdrückung des Eierstocks haben sie die meisten Nebenwirkungen.

Welche Möglichkeiten der hormonellen Therapie gibt es bei der Adenomyose?

Da bei der Adenomyose vor allem die Gebärmutter betroffen ist, können gute Erfolge mit einer Hormonspirale erbracht werden. Diese wirkt lokal und somit direkt an der Gebärmutter. Es können aber ebenso alle anderen o.g. Therapien eingesetzt werden.

Welche Kontraindikationen gibt es für eine hormonelle Therapie?

Bei hormonabhängigen Krebserkrankungen wie z.B. dem Brustkrebs besteht eine klare Kontraindikation für eine hormonelle Therapie mit Ethinylestradiol und/ oder einem Gestagen.

Eine kombinierte Pille mit Ethinylestradiol darf nicht nach einer bereits stattgefundenen Thrombose oder bei einem hohem Thromboserisiko eingenommen werden. Auch eine Migräne mit Aura ist ein Ausschlusskriterium, eine kombinierte Pille einzunehmen. Zudem sollte man bei Stoffwechselstörungen der Leber vorsichtig sein oder wenn man auf Medikamente angewiesen ist, die sich durch die Wirkungsweise der Pille beeinflussen lassen.

Für reine gestagenhaltige Pillen gibt es kaum Kontraindikationen. Ein Meningeom (gutartiger Hirntumor) kann unter dem Einfluss von Gestagenen wachsen. Dieser ist aber sehr selten.

GnRH Analoga führen durch den Hormonmangel längerfristig zu einer Abnahme der Knochendichte. Deshalb sollte die Therapie allein nie länger als ein Jahr durchgeführt werden.

Welche Risiken hat eine hormonelle Therapie?

Die Hauptrisiken der einzelnen Therapien habe ich bereits oben in den Kontraindikationen geschildert. Bei jeder Art von Therapie sollte man das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung, der Nebenwirkung des Medikaments gegenüberstellen. Prinzipiell kann eine kombinierte Pille jahrelang eingenommen werden.

GnRH Analoga versetzten die Patientin vorübergehend in die Wechseljahre und haben wegen Ihrer Auswirkung auf den Knochen bei längerfristiger Einnahme das Risiko eine Osteoporose.

Gibt es Dinge, die Betroffene besonders beachten sollten, wenn sie sich für eine hormonelle Therapie entscheiden?

Die hormonellen Optionen sind vielfältig und jeder reagiert individuell auf die einzelnen Präparate. Wenn eine Therapie nicht gut vertragen wird, sollte man nicht verzagen und versuchen die nächste auszuprobieren. Ich glaube fest daran, dass die hormonelle Therapie vielen Patientinnen helfen kann und ihre Lebensqualität dauerhaft verbessert.