Experteninterview zum Thema Zöliakie & glutenfreie Ernährung

Bei Zöliakie handelt es sich um eine chronisch verlaufende Erkrankung, bei der die Aufnahme von Gliadin, einem Bestandteil von Gluten, eine autoimmune Entzündung des Dünndarms auslöst. Zöliakie ist nicht heilbar, die einzige Therapieoption liegt in einer lebenslangen glutenfreien Ernährung. Sicherlich leidet nicht jeder an Endometriose erkrankte Mensch an Zöliakie, doch konnte eine Studie mit mehr als 200 Betroffenen zeigen, dass 75% der Erkrankten, die sich ein Jahr glutenfrei ernährten, eine Reduktion ihrer Schmerzen erfuhren. Die genauen Zusammenhänge, die diese Schmerzreduktion bei bestehender Endometriose-Erkrankung verursachen, gilt es nun zu erforschen. Im Interview mit der ganzheitlichen Ernährungsfachkraft Nicola Grzanna erfahrt ihr mehr über Zöliakie und glutenfreie, entzündungshemmende Ernährung.

1. Was ist Zöliakie?

Zöliakie beschreibt eine durch Gluten ausgelöste autoimmune Entzündung des Dünndarms. Wobei Gluten ein Sammelbegriff für Proteine (Klebeeiweisse) ist, die unter anderem in den Getreidesorten Weizen (inkl. Einkorn, Emmer und Khorasan Weizen – oft erhältlich unter dem Namen Kamut), Dinkel und Ur-Dinkel, Grünkern, Gerste, Roggen und Hafer enthalten sind. In der Lebensmittelindustrie wird auch in stark verarbeiteten Produkten (Chips, Wurst etc.) Weizenmehl zur Bindung eingesetzt und landet so oft auch ,,versteckt’’ auf dem Teller.

Bei Menschen mit Zöliakie löst der Verzehr von Gluten eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut aus. Dadurch sterben mit der Zeit die Zotten des Dünndarmes ab und es kommt zu einer Unterversorgung des Körpers mit lebenswichtigen Vitaminen, wie den B-Vitaminen (ausschlaggebend für gesunde Nerven, Muskeln und Knochen) und auch andere Nährstoffe wie Eiweiße und Fette können nur noch vermindert aufgenommen werden. 

Mögliche Ursachen für die Entwicklung einer Zöliakie können z. B. eine Kaiserschnittgeburt, Antibiotika sowie Medikamentengaben, chronischer Stress und auch eine Fehlernährung (Überangebot an Zucker und Weizen / Getreide) sein, die allesamt zu einem Ungleichgewicht in unserer Darmflora führen. Dies führt zu verschiedenen Symptomen wie z. B.

  • Müdigkeit
  • Leistungsabfall
  • Verstopfung
  • oder depressive Verstimmungen
  • Gewichtsverlust
  • sowie brüchigen Haaren und Nägeln.

Zöliakie betrifft etwa 1 von 100 Personen. In vielen Fällen dauert es lange, bis eine Zöliakie diagnostiziert wird, da diese Erkrankung verschiedene, oft nicht eindeutig zuzuordnende Symptome verursacht. 

Gluten kann auch die Hauterkrankung Dermatitis herpetiformis Duhring auslösen. Die Folge können die Entstehung von Autoimmunerkrankungen z. B. rheumatoide Arthritis oder Morbus Crohn, Allergien oder das Reizdarmsyndrom sein.

2. Wie sieht eine glutenfreie Ernährung aus?

Eine Verpflegung bei Zöliakie schließt folgende Lebensmittel aus:

  • Hafer,
  • Weizen (auch Khorasan / Kamut),
  • Dinkel (auch alte Sorten),
  • Roggen,
  • Gerste und Graupen,
  • Tempuramehl,
  • Sago,
  • Bulgur,
  • Couscous,
  • Udon Nudeln.

Eine passende Ernährung basiert auf der Auswahl von glutenfreien Kohlenhydrat-Lieferanten. Wobei hier besonders darauf zu achten ist, dass das Produkt aus biologischer Erzeugung stammt. Die Pestizidbelastung bei Produkten aus konventioneller Herstellung (z.B. Mais und Reis) stellt eine weitere, enorme Belastung für den Darm dar und ist nicht empfehlenswert. Außerdem ist in konventionellen, glutenfreien Produkten oft eine große Menge an raffiniertem Zucker zugesetzt, welches ebenso nicht empfehlenswert ist.

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Natürlicherweise enthalten Reis, Kartoffeln, Mais und Hirse wie Buchweizen KEIN Gluten.

Natürlicherweise enthalten

  • Reis,
  • Kartoffeln / Süsskartoffeln,
  • Mais
  • und Hirse wie Buchweizen

KEIN Gluten. Außerdem kann man auf

  • Amaranth,
  • Quinoa,
  • und auch Hülsenfrüchtemehle wie z.B. Kichererbsen-, oder Linsenmehl
  • und glutenfreien Hafer zurückgreifen.

Eine weitere Alternative bilden

  • Nussmehle wie z.B. Mandelmehl oder auch Kokosmehl,
  • sowie Hanfmehl,
  • Lupinenmehl
  • oder auch Kastanienmehl.

Gluten muss ebenso als Allergen in Menüs bei einem Restaurantbesuch gekennzeichnet werden.

Ein glutenfreies Produkt im Handel muss ebenso eindeutig (mit einem durchgestrichenen Getreidekorn) gekennzeichnet werden. 

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3. Warum ist eine glutenfreie Ernährung entzündungshemmend?

Gluten = Klebeeiweiß = Gliadin / Lektin / Glutenin 

Dies sind allesamt Aminosäuren, deren Muster mancher Körpergewebe ähnlich sehen. Lektine binden sich an die Kohlenhydrat-Strukturen an den Darmwänden, besondern im Dünndarm und können diese beschädigen bzw. durchlässig machen. Im Blut zirkulierende Abwehrzellen setzen beim Zusammentreffen mit Gluten Entzündungsstoffe frei und diese attackieren körpereigenes Gewebe. Dies kann im Dünndarm zum ,,Leaky Gut’’ also einem durchlässigen Darm führen, in der Schilddrüse zur Entstehung von Hashimoto beitragen und in den Gelenken Entzündungen fördern.          

Die Züchtung von Weizen im 20. Jahrhundert hat zur Folge, dass der Gehalt an Gluten im Getreide vervielfacht wurde und unsere Verdauung damit schlicht ,,überfordert’’ ist.

Wenn wir eine glutenfreie Ernährung wählen, führen wir unserem Körper in Folge davon weniger entzündungsfördernde Stoffe zu, entlasten unseren Verdauungstrakt und stärken eine gesunde Darmflora.

Durch unsere tägliche Entscheidung was auf unserem Teller und somit in unserem Organismus landet, haben wir zu einem großen Teil selbst in der Hand wie aktiv das Entzündungsgeschehen in unsere Körper ist. Wir können tatsächlich das Feuer vermehrt entfachen oder eindämmen.

Gerade bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie der Endometriose oder rheumatoiden Arthritis liegt der Schlüssel zu einem positiven Verlauf der Erkrankung somit in unseren eigenen Händen – in der passenden Auswahl, Qualität und Zubereitung unserer Lebensmittel.

Weitere Beiträge mit Ernährungsfachkraft Nicola Grzanna von Holistic Nutrition Therapy zum Thema Ernährung & Endometriose: 

Quelle Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23334113/