Theblood – Menstruationsblut schließt Datenlücke bei Frauengesundheit

Isabelle und Miriam sind die beiden Gründerinnen von Theblood. Mit ihrer Idee schließen sie eine Datenlücke, die im Hinblick auf weibliche Gesundheit leider noch immer besteht: Dafür untersuchen sie Menstruationsblut und erstellen gezielte Gesundheitsreports für ihre Nutzerinnen.

Isabelle und Miriam sind überzeugt: „Die Menstruation kann die Antwort auf Probleme und Schmerzen sein.“ (Zitat Theblood.io) Die Menstruation und Menstruationsblut sind zwei Themen, die in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert werden. Wir haben die beiden Gründerinnen unter anderem gefragt, wie sie dazu kamen, sich mit Menstruationsblut auseinanderzusetzen. Wir freuen uns, dass sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten. Vielen Dank! Und jetzt viel Spaß beim Lesen!

Was wollt ihr mit Theblood.io erreichen, was treibt euch an?

Isabelle: Als ehemalige Leistungssportlerin musste ich früh lernen, wie wichtig es ist, körperliche Höchstleistungen zu erzielen. Der individuelle Zyklus bei Sportler:innen wird im Leistungssport aber oft vergessen. Die Menstruation existiert nicht. Für mich entstand ein besonderer Bezug zum Thema Menstruation also schon in frühen Jahren. Nach meinen ersten Überlegungen zur Produktenwicklung wollte ich Miriam unbedingt als Mitgründerin. Sie war von der ersten Sekunde an begeistert. Die aktuelle Konzeption haben wir dann zusammen ausgearbeitet.

Wie kamt ihr auf die Idee, Menstruationsblut laborchemisch (besser labordiagnostisch) zu untersuchen und welche Parameter können im Blut nachgewiesen werden?

Miriam: Die Ausgangsidee war ein Konzept zu Tampons mit Nahrungsergänzungsmitteln. Dieser Ansatz interessierte mich damals schon sehr. Wir haben dann viel Zeit in Recherchearbeit gesteckt und sind auf das Thema Menstruationsblutanalyse in der Forschung gestoßen. Tatsächlich ist es ein absolut unterfinanziertes Forschungsgebiet, das noch gänzlich in den Kinderschuhen steckt. Besonders die Menstruation wurde historisch vernachlässigt.

Isabelle: Bei unserer Menstruationsblutanalyse konzentrieren wir uns auf verschiedene Parameter, die sich schon durch verbesserte Lebensumstände sehr leicht beeinflussen lassen. Viele Menschen wissen nicht, dass sich bestimmte Parameter durch eine gesündere Ernährung regulieren lassen und dazu beitragen können, Beschwerden, wie Regelschmerzen zu reduzieren.

Miriam: Vitamin D, Vitamin B12 und der Langzeit-Eisenspeicher liegen häufig außerhalb des notwendigen Normwertes. Das ist für eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise wichtig zu wissen.

Welche Aussagen über die Gesundheit und die hormonelle Balance der Spenderin kann eure Laboranalyse liefern?

Isabelle: Wir konzentrieren uns mit dem Gesundheitsreport auf unterschiedliche Anwendungsgebiete. Momentan liegt der Fokus auf drei Kategorien:

Zunächst sind unfassbar viele Frauen neugierig darauf ihr Menstruationsblut auswerten zu lassen und zu erleben, dass ihre „Probe“ für die Gewinnung von Daten von hohem Wert ist. Diese Daten dienen der Wissensvermittlung, für die Nutzerin aber auch für die Community. In unserem Einsteigertest überprüfen wir daher zunächst nur eine kleine Anzahl an Biomarkern.

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Unser Hauptfokus liegt bei Menschen, die Beschwerden während der Menstruation haben. Jene, die PMS, starke Schmerzen oder sogar PCOS oder Endometriose diagnostiziert bekommen haben. Hier setzen wir den Blick auf Parameter wie insbesondere die weiblichen Hormone. Gewissheit zu diesen Daten zu besitzen, gibt unseren Nutzerinnen das Gefühl, Selbstbestimmung über den eigenen Körper erlangt zu haben.  Damit können sie gut vorbereitet in das nächste Gespräch beim Gynäkologen oder Endokrinologen gehen.

Miriam: Die dritte Produktkategorie fokussiert sich auf die sogenannten Biohacker. Hier bieten wir eine enorme Bandbreite von bis zu 15 Parametern an, die alle relevanten Interessensgebiete abdecken. Wir haben festgestellt, dass es sehr viele gesundheitsbewusste Frauen gibt, die besonders auf Ernährung, Bewegung und mentale Gesundheit achten und dennoch den ein oder anderen Mangel aufweisen. Hier schlummern Potenziale die zuvor verborgen geblieben sind. Manchmal ist es wichtig unsere Nutzerinnen daran zu erinnern, auch mal eine Pause einzulegen und dem Körper Ruhe- und Erholungszeiten zu gönnen.

Gibt es Laborparameter, die nur im Menstruationsblut und nicht im venösen Blut nachgewiesen werden können?

Isabelle: Es gibt hoch spannende Marker wie das Cancer Antigen-125 oder PGP9.5. In der Wissenschaft wird vermutet, dass diese Werte dazu beitragen können Krankheiten wie Endometriose frühzeitig zu erkennen.

Miriam: Wie ich vorhin schon gesagt habe, ist dieser Forschungsbereich massiv unterfinanziert und leider noch nicht weit genug fortgeschritten, um diese Hinweise konkret in Behandlungsmethoden umzusetzen. Studien deuten allerdings darauf hin, dass wir in Menstruationsblut noch sehr viele gehaltvolle Informationen finden werden und wir sind davon überzeugt einen großen Teil dazu beizutragen zu können. Im Großen und Ganzen gibt es aber jetzt schon einige Vorteile gegenüber einer venösen oder kapillaren Blutprobe: Das ist zum einen die Probenmenge und zum anderen die Nadel, die wir uns sparen.

Ab wann ist es möglich, sein Menstruationsblut bei euch untersuchen zu lassen?

Miriam: Wir stecken momentan in den Vorbereitungen für unsere nächste Testphase. Das bedeutet konkret, dass wir Proband:innen suchen, die uns ihre Menstruationsblutprobe und venöse Blutprobe zur Verfügung stellen. Wir planen demnach unseren ersten Launch im Sommer 2022 und werden die genannten Test-Kits über unseren Onlineshop auf den Markt bringen. Mit den individuell erstellten Gesundheitsreports bekommen unsere Nutzer:innen dann die persönliche Auswertung ihrer Parameter.

Isabelle: Im Anschluss daran haben unsere Nutzer:innen die Möglichkeit individualisierte Nahrungsergänzungsmittel zu bestellen oder aber einen Schritt weiterzugehen und einen Termin mit ausgewählten Expert:innenen über unsere Telemedizin-Schnittstelle zu buchen. Wir selbst wissen, wie häufig man von Ärtz:innen bei starken Schmerzen nicht ernst genommen wird. Daher ist es uns besonders wichtig, die Nutzerinnen mit ihren Anliegen nicht alleine zu lassen und sie an jene Expert:innen zu empfehlen, die sie brauchen. Mit unserem Produkt geben wir Menschen die menstruieren Autonomie, Selbstbestimmtheit, Wissen und Achtsamkeit mit auf den Weg.

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